Qi
(jap.: Ki) -
Lebenskraft
"Aus dem Nichts wurde das Qi geboren als
ein einzigartiges Qi. Dieses wiederum gebar das große Yin und das große
Yang", so sagen die alten daoistischen Meister. Alle Dinge, Substanzen und
Phänomene, ob materiell oder immateriell, fließen im ewigen Strom des Dao und
durchdringen sich gegenseitig.
Unsere Erde ist umgeben vom "Qi des
Himmels" (Tian Qi, übersetzbar als Atmosphäre oder Wetter). Nur durch das
Qi des Himmels, das unseren Planeten schützend umfasst, kann Leben auf der Erde
entstehen und bestehen. Ewig fließt das Qi des Himmels, verändert sich in den
Jahreszeiten und wird dennoch nicht weniger.
Auch in unserem Körper zirkuliert das Qi und
erhält auf diese Weise das Leben in uns. Das Qi in uns ist teil angeboren,
teils erworben.
Qi, das man als strömende Lebenskraft
beschreibt, ist überall in der Natur, im Universum vorhanden und zeigt sich in
allem Lebendigen in Form von Veränderung und Bewegung. Jeder Lebensvorgang,
jede beispielsweise Organfunktion ist Ausdruck des Wirkens und der Bewegung des
Qi. Ohne Qi gibt es keine Bewegung, keinen Gedanken, keinen emotionalen Ausdruck
und kein Leben.
Qi manifestiert sich im Spannungsfeld von Yin und
Yang, jenen beiden (scheinbar) gegensätzlichen, einander ergänzenden
Aspekten der universellen Energie. Und Qi, so lehren es die Klassiker,
ist der Ursprung aller Wesen und Dinge.
Obwohl Qi alles durchdringt und alles
umfasst, lässt es sich doch nicht direkt beschreiben oder definieren.
Dessen ungeachtet verwendet man in der traditionellen chinesischen und
japanischen Medizin den Begriff des Qi (Ki), um eine energetische
Wirkung mit bestimmter Zielrichtung zu bezeichnen. Auf der Beherrschung
und Lenkung von Qi beruhen auch alle östlichen Meditations- und
Kampftechniken wie Tai Chi, Qi Gong oder Aikido und Judo.
Im menschlichen Körper fließt Qi vor
allem im Kreislauf der Meridiane (Leitbahnen),
und seine wichtigsten Aufgaben sind:
Qi
ist die Quelle aller Bewegung im Körper, begleitet jede Bewegung und
gibt Impulse. Die fortwährende Bewegung des Qi im Körper zeigt sich in
willkürlicher Bewegung, unwillkürlicher Bewegung (z.B. dem Atmen oder
dem Herzschlag), geistiger Tätigkeit, Entwicklung, Wachstum und
allgemeinen Lebensprozessen wie Reifen und Altern.
Qi
schützt den Körper vor pathogener Energie. Qi verwehrt pathogenen
Umweltfaktoren (bioklimatische Einflüsse wie z.B. Kälte oder Wind,
aber auch Viren und Bakterien) Einlass in den Körper und bekämpft sie,
wenn sie dennoch einzudringen vermögen.
Qi
ist die Quelle harmonischer Transformation im Körper. Qi ermöglicht
die Umwandlung von aufgenommener Nahrung und von Atemluft in Körpersubstanzen
wie auch die Ausscheidung von Abfallprodukten.
Qi
regelt die Bewahrung von Körpersubstanzen und Organen. Qi hält die
Organe an ihrem rechten Platz und verhindert den Verlust von Körpersubstanzen,
hält beispielsweise das Blut in seinen Bahnen.
Qi
erwärmt den Körper und reguliert die Körpertemperatur.
Qi
sorgt für die Verteilung des Blutes.
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Um Qi konkret für sich erfahrbar zu
machen, kann man folgendes Experiment durchführen:
Man bringt beide Arme in Brusthöhe und
reibt die Handflächen fest und schnell aneinander - so lange bis die Hände
sehr warm (richtig heiß) werden.
Dann hält man die Hände in einem
Abstand von etwa dreißig Zentimeter zueinander und bewegt sie langsam
aufeinander zu.
Je näher sich die Handflächen kommen,
desto deutlicher kann man ein Prickeln und Strömen erleben. Manchmal
ist die Empfindung so stark, dass die Hände zu zittern beginnen und es
fast unmöglich erscheint, sie zusammen zu bringen.
Qi ist natürlich auch nach und während
einer Shiatsu-Sitzung in den behandelten Körperbereichen oder im ganzen
Körper zu spüren. Manchmal nimmt man es als eine gleichmäßige,
wellenförmige Bewegung oder als starkes Strömen wahr, manchmal aber
auch wie einen Stromstoss, der von einer Stelle aus, die gerade
aktiviert wurde, in andere Teile des Körpers schießt.
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